Koloniales Erbe

Beim Stichwort Kolonialismus denken die meisten Menschen an weit entfernte Orte und längst vergangene Zeiten. Dennoch: Heutzutage trinken wir zum Frühstück Tee oder Kaffee, gesüßt mit Zucker und am Abend darf der Gin Tonic nicht fehlen. Über die koloniale Vergangenheit dieser und anderer Produkte kannst du hier mehr erfahren.


 

Nach Unterzeichnung des Versailler Vertrags ‚verlor‘ Deutschland offiziell alle seine Kolonien. Was aber nicht hieß, dass Kolonien in Deutschland kein Thema mehr waren – im Gegenteil: Kolonialausstellungen, Kolonialforschung und Kolonialvereine gewannen in den 1920er Jahren an Bedeutung und erreichten viele Menschen in ihrem Alltag. 

Bild: Sarah Huber/ Stadtarchiv Reutlingen, Ausschnitt.
Bild: Sarah Huber/ Stadtarchiv Reutlingen, Ausschnitt.

„Kleider machen Leute“, dieser Buchtitel von Gottfried Keller bildet zugleich die Existenzgrundlage der Modebranche. Doch woraus werden Kleider gemacht? Im 21. Jahrhundert bestehen etwa 60 Prozent der global verarbeiteten Stoffe aus Polyester. Die restlichen 40 Prozent werden aus Baumwollfasern hergestellt. Die ersten Textilien aus synthetischen Fasern wurden allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg gewoben.

 

Bild: Timo Mäule.
Bild: Timo Mäule.

Welche Auswirkungen haben meine Kaufentscheidungen auf die Welt? Kann ich als Verbraucher gegen ungerechte Arbeitsverhältnisse kämpfen, indem ich bestimmte Waren nicht mehr kaufe? Das fragen sich nicht nur Menschen heute – schon vor über 200 Jahren wurde darüber nachgedacht. Und auch Label, die ethisch richtige Produkte kennzeichnen sollten, existierten bereits damals.

 

Bild: Andreas Praefcke, publlic domain; Format angepasst.
Bild: Andreas Praefcke, publlic domain; Format angepasst.

 

In einem früheren Blogbeitrag erzählten wir eine kurze Geschichte des Gin. Um diesen zu einem echten Hipster-Drink, dem "Gin und Tonic" zu mixen, bedarf es aber noch jener charakteristischen Zutat, die dem Getränk erst die angenehm bitter-süße Note gibt. Der Ursprung dieser Substanz ist räumlich und zeitlich viel weiter entfernt zu suchen.

 

Bild: Timo Mäule, werbefrei.
Bild: Timo Mäule, werbefrei.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wechselte für manchen Deutschen unfreiwillig die Adresse: Straßennamen des totalitären NS-Regimes mussten aus der Verkehrslandschaft beseitigt werden. Doch in Tübingen blieb trotzdem ein Überbleibsel aus den 1930er Jahren erhalten: Die  Eduard-Haber-Straße. In einer Fortsetzung zum Artikel Eduard Haber und der Kolonialrevisionismus: Von Tübingen in die Welt (Link) widmet sich Lisa Blum der Diskussion um diesen sowohl postkolonialen, als auch nationalsozialistisch angehauchten Straßennamen. 

Bild: Lisa Blum.
Bild: Lisa Blum.

Am 30. August 1990 erschien im „Schwäbischen Tagblatt“ in der Reihe „Von Straßen und Plätzen in Tübingen“ ein Artikel über die Eduard-Haber-Straße im Tübinger Ortsteil Lustnau. Dies sollte eine kommunalpolitische Debatte auslösen, die die Universitätsstadt noch zwei Jahre lang beschäftigen würde...

Bild: Bleistift-Karrikatur Haber, Timo Mäule.****
Bild: Bleistift-Karrikatur Haber, Timo Mäule.****

Sommer 2019: Was haben eine gut gekleidete Geschäftsfrau, die abends die Bar des Hotel Ritz in London betritt, und die Berliner Hipster in der Strandbar am Spreeufer, die ihre Diskussion aus der Universität weiterführen, gemeinsam? Das bestellte Getränk: Gin & Tonic.

Bild: Timo Mäule, werbefrei.
Bild: Timo Mäule, werbefrei.

Für die Kolonialbegeisterten in Württemberg war der Sommer 1928 eine ereignisreiche Zeit. Ehemalige Kolonialsoldaten und Kolonialbeamte, die Mitglieder der Kolonialgesellschaft und des Frauenbundes sowie viele weitere Kolonialbegeisterte strömten ab dem letzten Maitag in die württembergische Landeshauptstadt. Es fanden Vorstands- und Hauptversammlungen der Deutschen Kolonialgesellschaft und des Kolonialen Frauenbundes im großen Hörsaal der Technischen Hochschule statt...

Bild: Tübinger Chronik, 04.06.1928, Nr. 128, Stadtarchiv Tübingen.
Bild: Tübinger Chronik, 04.06.1928, Nr. 128, Stadtarchiv Tübingen.

 

Mehrere Wände aus Beton ragen aus dem Waldboden, teilweise sind sie von Pflanzen und Moosen überwuchert, andere sind vom Gewicht des Hanges eingedrückt. In einigen Durchlässen hängen noch eiserne Gitter in ihren rostigen Angeln. Was hat es mit diesem Ort auf sich? Kein Schild oder Hinweis gibt uns darüber Auskunft...

 

Bild: Paul Mehnert.
Bild: Paul Mehnert.

Milch, etwas Zucker, ein Schuss Sahne oder vielleicht doch einfach schwarz? Wie auch immer man ihn gerne trinkt, Kaffee ist als fester Bestandteil der deutschen Genusskultur kaum noch wegzudenken...

Bild: Charles-André van Loo [Public domain]***, Format geändert.
Bild: Charles-André van Loo [Public domain]***, Format geändert.

Nur einen Steinwurf vom südwestlichen Eingang entfernt findet sich ein unscheinbares Familiengrab, dessen nahezu unbehauener Stein wie ein Findling auf dem Grab steht. Tritt man etwas näher heran, entdeckt man auf der linken Seite ein kleines metallenes Medaillon.

Bild: Bernd-Stefan Grewe.
Bild: Bernd-Stefan Grewe.

Es soll alles mit dem chinesischen Kaiser Shen Nung begonnen haben, der sich 2737 v. Chr. nach einer langen Reiseausruhen wollte. Ein Glas heißes Wasser haltend, setzte er sich unter einen Baum. Als plötzlich Blätter herunterfielen, direkt in das Glas, färbte sich das Wasser hellgrün und nahm einen wohligen Duft an. Als der Kaiser das Getränk probierte und es als köstlich empfand, schenkte er ihm den Namen Tschai (Tee).

Bild: Shizhao [CC BY 1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/1.0)].**
Bild: Shizhao [CC BY 1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/1.0)].**

Warum füllte man im 18. Jahrhundert den heute so

billigen Zucker in Luxusgefäße aus Silber oder Porzellan?

Bild: Timo Mäule.
Bild: Timo Mäule.

Internationale Handelskriege, imperialistische Machtbestrebungen und ausufernder Drogenkonsum. Klingt nach Hollywood – ist aber eigentlich die (noch nicht verfilmte) Geschichte einer getrockneten Pflanze …

Bild: Thomas Worth [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)].*
Bild: Thomas Worth [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)].*


Bildquellen:

*Copyright by Thomas Worth [CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0)]

Page-URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:A_smoker_with_huge_head_exhales_cigar_smoke_which_forms_the_Wellcome_L0011076.jpg (letzter Zugriff 25.04.19)

File-URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/07/A_smoker_with_huge_head_exhales_cigar_smoke_which_forms_the_Wellcome_L0011076.jpg (letzter Zugriff 25.04.19)

 

**Copyright by Shizhao [CC BY 1.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/1.0)] (externer Link, Letzter Zugriff: 19.08.2019)

Wikimedia-Titel: "File: Tea plantation in hangzhou.JPG"

Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tea_plantation_in_hangzhou.JPG (externer Link, Letzter Zugriff: 19.08.2019)

File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/25/Tea_plantation_in_hangzhou.JPG (externer Link, Letzter Zugriff: 19.08.2019)

 

***Copyright by Charles-André van Loo [Public domain]

Wikimedia-Title: "File: Charles André van Loo 002.jpg"

File-URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/96/Charles_Andr%C3%A9_van_Loo_002.jpg (externer Link, letzter Zugriff 28.10.2019)

Page-URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charles_Andr%C3%A9_van_Loo_002.jpg (externer Link, letzter Zugriff 28.10.2019)

 

****Auf Grundlage einer Porträt-Fotografie, nähere Angaben siehe Quellenpapier > Koloniales hierzulande [oder] Lokal hingeschaut > Eduard Haber und der Kolonialrevisionismus: Von Tübingen in die Welt [oder] Von Tübingen in die Welt? Eduard Haber und der Kolonialrevisionismus > Bilder. 

Institut für Geschichtsdidaktik und Public History

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