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Ein Besuch im virtuellen Museum: die „RAF“-Ausstellung im Haus der Geschichte


Wie die Friedensbewegung war auch die terroristische Vereinigung „Rote Armee Fraktion“ (kurz „RAF“) in Deutschland ein Teil des globalen „1968“. Sie wurde im Jahr 1970 aktiv und war für zahlreiche Anschläge verantwortlich.  Im Laufe der Jahre fielen 34 Menschen der „RAF“ zum Opfer. Doch wie gründete sich diese terroristische Vereinigung? Wie und warum radikalisierten sich die Mitglieder, welche Rolle spielte die Stadt Stuttgart dabei? Und wieso sollte man sich heutzutage noch mit ihrer Geschichte beschäftigen? Diesen und noch vielen weiteren Fragen kann auf der Webseite des Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart in einer virtuellen Ausstellung nachgegangen werden.


An wen richtet sich die Ausstellung?

„RAF-Terror im Südwesten“ ist nur eine der vielen Ausstellungen, die das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in seinem digitalen Ausstellungsarchiv anbietet. Sie richtet sich sowohl an Erwachsene als auch an Jugendliche ab etwa 15 Jahren.

Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.
Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.

 

Die Ausstellung im eigenen Tempo erkunden – einfach und unkompliziert!

Die virtuelle Ausstellung ist dreidimensional aufgebaut und es lässt sich ein Vollbildmodus einstellen, der den gesamten Museumsraum einsehbar macht.  Die Navigation gelingt intuitiv, lässt den/die Betrachter*in die Ausstellung auf eigene Faust erkunden und die jeweiligen Räume aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Technisch funktioniert die Benutzer*innenoberfläche einwandfrei, die Informationen sind leicht zugänglich. Bei der groben Orientierung hilft ein Grundriss der Ausstellungsräume, zugleich verschafft er einen Überblick über die einzelnen Themenbereiche. In den Räumen fungieren Fußspuren als thematischer „Roter Faden“ und führen die Besucher*innen zum nächsten Informationstext oder zum nächsten Ausstellungsstück, die per Zoom eingesehen werden können.

 

Allerdings stellt die direkte Übersetzung der Ausstellungsräume ins Digitale den/die Besucher*in auch vor einige Herausforderungen: Nicht alle Tafeln lassen sich problemlos lesen, die Zoomfunktion hilft hier auch nur bedingt. Einsehen lassen sich nur größere Ausstellungsstücke, die Details und kleinere Textstellen gehen für den/die digitale*n Betrachter*in verloren. Auch Videos mit Zeitzeug*inneninterviews können nicht abgespielt werden. Hier kann die digitale Aufmachung einen analogen Besuch im Haus der Geschichte nicht zwingend ersetzen.

 

Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.
Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.

 

Der Inhalt – strukturiert, informativ und gut verständlich

Durch die virtuelle Museumstour kann man sich durch die prägnanten Informationstexte einen Überblick zu Thema RAF aneignen. Die zwei Ausstellungsräume sind in verschiedene Themenfelder gegliedert: „Radikalisierung“ – „Eskalation“ – „Gewaltmonopol“, aber auch „Ausstieg aus der Gewalt“ und abschließend „Ist die Gewalt der RAF Geschichte?“.  Besonders der zweite Ausstellungsraum, der den Aufarbeitungsprozess um die linksextreme Vereinigung darstellt, regt zum kritischen Nachdenken über Gewalt als politisches Mittel an – und führt vor Augen, dass die Taten der RAF auch immer noch ein Teil der Gegenwart sind. Denn wie auf der abschließenden Informationstafel zu lesen ist: „Die RAF ist nicht Geschichte, weil ihre Anschläge nur unzureichend aufgeklärt sind.“

 

Auch für den Geschichtsunterricht gut geeignet

 

Die virtuelle Ausstellung lässt sich gut in den Geschichtsunterricht integrieren, da die Liberalisierungsprozesse und Emanzipationsbewegungen in den 1960er- und 1970er-Jahren auch im Bildungsplan für das Fach Geschichte in den Klassenstufen 9 und 10 verankert sind. Es wäre beispielsweise denkbar, den Besuch der virtuellen Ausstellung nach einer Unterrichtsstunde zum Thema Außerparlamentarische Opposition und 68er-Bewegung einzuplanen. Es könnte hilfreich sein, den Schüler*innen mehrere Leitfragen an die Hand zu geben, anhand welcher sie die Ausstellung erschließen können. Anschließend könnten die Ergebnisse präsentiert und diskutiert werden und in den weiteren historischen Verlauf eingebettet werden.

 

Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.
Screenshot mit Genehmigung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg.

 

Die RAF Ausstellung - einen virtuellen Besuch wert!

Wir würden die Ausstellung insgesamt mit 4 von 5 Sternen beurteilen. Das Angebot ist sehr leicht zugänglich und auch die Informationen der einzelnen Bereiche sind thematisch gut aufgebaut. Die Navigation ist unkompliziert und leicht verständlich und der Vollbildmodus lässt den/die Betrachter*in auch vom Bildschirm aus in die Ausstellung eintauchen. Der fehlende Stern ergibt sich aus den Informationen und Ausstellungsstücken, die online nicht zugänglich sind. Die digitale Aufmachung von „RAF-Terror im Südwesten“ ist eher ein Echo des Originals, das vom 14. Juni 2013 bis zum 23. Februar 2014 im Haus der Geschichte gezeigt wurde. Dennoch bleibt es ein tolles Angebot des Museums, die Ausstellung auf diese Weise zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie bietet noch immer einen ansprechenden Lernort und macht neugierig auf eine tiefergehende Beschäftigung mit der Geschichte der „Roten Armee Fraktion“. 

 

 

Ein Beitrag von Jasmin Waßer, Sandra Dassinger und Lisa Blum  


Daten im Überblick (externe Links, letzter Zugriff am 20.09.2020)

 

„RAF – Terror im Südwesten“ auf der Seite des Haus der Geschichte:

-          https://www.hdgbw.de/ausstellungen/ausstellungsarchiv/raf/ 

 

 

Weiterführende Links und Literatur zum Thema RAF:

https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/geschichte-der-raf/

https://zeitgeschichte-online.de/themen/einfuhrung-zur-geschichte-der-roten-armee-fraktion-raf-und-ihrer-kontexte

https://zeitgeschichte-online.de/themen/zur-geschichte-der-roten-armee-fraktion-raf-und-ihrer-kontexte-eine-chronik

Terhoeven, Petra: Die Rote Armee Fraktion. Eine Geschichte terroristischer Gewalt, München 2017

 

Anmerkung: Vielen Dank an das Haus der Geschichte Baden-Württemberg für die Bereitstellung des Bildmaterials.


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